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  21/10/2010
Deutschland schafft die Wende, Spanien noch lange nicht.

Endlich geht es wieder aufwärts: Das DIW und der internationale Währungsfond haben unlängst einen bis vor kurzem noch kaum denkbaren Anstieg von drei beziehungsweise sogar 3,3 Prozent für das Jahreswirtschaftswachstum 2010 prognostiziert – diese Zahlen gelten allerdings für Deutschland.

Beim europäischen Nachbarn Spanien sieht es momentan leider sehr viel finsterer aus: Erst platzte die Immobilienblase, dann schlug die Krise unbarmherzig zu, die Politik tat ihr übriges dazu. Das traurige Resultat ist unter anderem eine Arbeitslosenquote in Spanien von aktuell etwa 20 Prozent, unter Jugendlichen schätzungsweise sogar bis zu 40 Prozent.

Eine Zahl, die sogar die Zeit der weltweiten „Großen Depression“, die mit dem legendären Börsencrash am „Black Friday“ im Oktober 1929 in den USA ihren Anfang nahm, in den Schatten stellt. Das Parlament segnete erst im Juli ein Sparpaket ab, das den spanischen Haushalt in den nächsten drei Jahren um 65 Milliarden Euro entlasten soll – unter anderem auf Kosten der Unternehmensförderung. Das Haushaltsdefizit soll damit auf sechs Prozent der Wirtschaftsleistung gesenkt werden – noch 2009 lag es bei mehr als 11 Prozent (Quelle: Spiegel).

Einen weiteren Lösungsansatz für die Krise vor allem der Wirtschaft versuchen nun Geschäftsleute zu finden, die mit ihren Firmen in Spanien operieren. So zum Beispiel der gebürtige Deutsche Stephan Oeller, der international zahlreiche Unternehmen betreut. Er präsentierte jetzt mit seinen Kollegen Frank Abegg und Antonio Jiménez Álamo unter dem Dach der Deutschen Handelskammer in Spanien ein ganz persönliches Fazit. Ein Wort fiel dabei besonders häufig: Innovation, Innovation und noch mal Innovation.

Der Schlüssel, um auf dem (spanischen) Markt Fuß zu fassen und nicht zuletzt neue Umschlagplätze aufzutun, sei die Innovation, verbunden mit Internationalität. Die geladenen Zuhörer unter anderem aus Deutschland, Österreich und Brasilien nicken, sie sind selbst zu einem großen Teil Unternehmer.

Was Redner Antonio Jiménez Álamo im Folgenden sagt, trifft den Konsens: Man müsse Fixkosten senken und Ausgaben reduzieren, um die „lagos azules“ erreichen zu können, die „blauen Seen“. Gemeint sind damit bisher unerschlossene oder nicht optimal genutzte Märkte. Álamo bedient sich einer symbolträchtigen Sprache, die Rede kommt auch noch auf die Periode der „vacas flacas“, also der „dünnen Kühe“ – seine blumige Umschreibung für Rezession. Spanien sei aber aus seiner Sicht bereits ein vollständig entwickelter Markt, also müsse man neue Wege gehen, um die „vacas gordas“ zu melken – die „dicken Kühe“, wie Stephan Oeller bestätigt: „ Eine Chance besteht darin, Netzwerke zu gründen und Foren zu bilden - sprich Synergien zu bündeln.“ Dafür müsse man europäische Verbündete und Nischen für Innovationen suchen. Das könne den Firmen helfen sich anzupassen, weiter zu entwickeln und gegebenenfalls auch neu zu erfinden.

Und es sollen nicht irgendwelche Innovationen sein, sondern, wenn möglich bahnbrechende wie die des Automobils oder der Fließbandarbeit. Das zumindest ist eine Vision der drei Redner. Ein Beispiel, wie so etwas aussehen könnte, liefert Oeller im anschließenden Diskurs mit dem Publikum. Zusammen mit dem Centro de Desarollo Technológico Industrial (CDTI) arbeitet er an einem komplizierten Verfahren, welches Olivenkerne zu Aktivkohle aufbereitet, so dass diese letztlich als Filter in Industrieanlagen einsetzbar wären. Man sei aber noch in der Anfangsphase des Projekts, gibt José Maria Pérez, technischer Mitarbeiter des CDTI, zu. Besonders wichtig seien auch Innovationen auf dem Markt für Dienstleistungen und Personal, ein Schwerpunkt wiederum in Oellers Arbeitsleben.

Den Ansatz, den man verinnerlichen müssen, fasst Frank Abegg, der auch als Vorsitzender des Freundeskreises des Deutschen Archäologischen Institut Madrid tätig ist, so zusammen: „Man darf nicht nur darauf schauen, wo in einem Projekt ein kurzfristiger Nutzen liegen könnte. In einer globalisierten Welt Ideen sammeln und dabei die Kultur und den Spirit eines Landes wertschätzen – darum geht es.“ Und um Innovation.


Robin Hartmann ist freier Journalist und hat unter anderem für die BILD, WELTonline, die Frankfurter Rundschau und die TAZ geschrieben. Momentan studiert er Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt.

Robin Hartmann


 
 
 
     
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