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14/04/2006
El Bulli: Weltbestes Restaurant und Kunstavantgarde
Text: Brigitte Müller
Sein Restaurant “El Bulli” ist, nach Auffassung von 560 Chefs und Kritikern verschiedener Länder, das beste Restaurant der Welt. Der katalanische Tausendsassa Ferrán Adrià wirbt für Fertigsuppen, Olivenöl und Kartoffelchips, seine Marke macht aus Hotelrestaurants Goldgruben, sogar die verpönten Fast Foods werden mit einem kleinen linguistischen Trick und dem Namen Ferrán Adrià zu Fast Goods mit Kultcharakter. Was dieser Mann anfasst, gelingt. Takeaway, Catering und Massenware haben seinem Ruf nicht geschadet, der Qualität seiner Kochkunst auch nicht, wie das britanische Restaurant Magazine, für viele die Bibel der Gastronomie, zeigt. Bereits im ahr 2002 holte er in London den Preis für das beste Restaurant ab, nun tut er es wieder. Doch nicht genug damit: Ferrán Adrià, El Bulli oder die Kochkunst als Gesamtkunstwerk. Nun zieht der Küchenchef auch in die Tempel der zeitgenössischen Kunst ein. 2007 wird er auf der Documenta in Kassel sein. Was er da beim Treffen der Weltavangarde ausstellen will, wo Kassel eigenlich liegt und was genau die Documenta ist – nun, bis Juni 2007 ist ja noch über ein Jahr Zeit. „Diese Einladung ist ein Sprung in eine andere Dimension, auch wenn ich noch nicht weiß, in welche“, sagt Adrià. Es begann im Januar. Der katalanische Museumsdirektor Manuel Borja-Villel arrangiert das Treffen von Spitzenkoch und Documenta-Chef Roger Buergel. Buergel, der angeblich noch nie im Bulli gegessen hat, ist fasziniert von der Inszenierung des Genusses, dem Auf-den-Kopf Stellen von Geschmacksgewohnheiten und Tastsinn, der Philosophie des Minmalistischen. Zerlegen und Zusammensetzen, Verändern und Verfremden, Molekularküche nennt es der Meister. Und Buergel ist begeistert. „Was die Documenta angeht, interessiert mich weniger die Kunst oder was Kunst ist, sondern die künstlerische Intelligenz“ begründet er seine Wahl. „Aus verschiedenen Gründen lehne ich den Unterschied zwischen autonomer Kunst und angewandter Kunst ab, ebenso wie die zwischen Material und Konzept.“ Ferrán Adrià sieht die Frage nach Kunst und Küche derweil gelassen. „Nicht der Schaffende entscheidet, was Kunst ist, sondern der, der es empfängt“ sagt er weise. Und schließlich sei die Ausstellung ja kein Wettbewerb, auf dem man was auch immer beweisen müsse. Doch ganz unvorbereitet wird er diesen Sprung in die „andere Dimension“ sicher nicht tun und fragt erst einmal bei Marta Arzak an, Tochter von Starkoch-Kollegen Juan Mari Arzak und leitende Mitarbeiterin Guggenheim Museum.
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