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23/02/2006
Mittagstisch im Designer Ambiente
Text: Brigitte Müller Fotos: Stephan Oeller
Die knallroten Lacksofas im Kontrast zur lila Wand setzen die Akzente im hellen und freundlichen Ambiente von Allora Qui. Es riecht nicht nach altem Fett, kein aufdringliches Tellerklappern, das junge Personal tauscht weißes Hemd und Weste gegen T-Shirt und lange Schürze. Alberto Solueta hat Erfolg mit seinem Rezept: günstiges Menü am Mittag, Szenerestaurant am Abend. Mittagstisch für 10,80€ in einem modernen und unkonventionellen Ambiente, in das man problemlos auch Geschäftspartner oder Vorgesetzte führen kann. “Zarte weiße Böhnchen mit Muscheln in grüner Sauce”, ”Rührei mit Blutwurst und konfitierten Kartoffeln” und “Flan de Chocolate”. Die Grundregel ist so simpel wie wirkungsvoll: günstige, frische Zutaten nach Jahreszeit raffiniert und nicht allzu aufwendig zubereitet, immer mit dem gewissen Etwas, wie etwa grüne Muschelsauce.
In der Calle Manuela de Malasaña, zwischen dem Junge Leute Viertel Malasaña und den Händlern und Angestellten von jenseits der Glorieta de Bilbao gibt es noch weitere Lokale, wo modernes Design, aufmerksamer Service und eine liebevolle Präsentation das tägliche Mittagessen zu einem kleinen Erlebnis machen.
Vor drei Jahren war das NINA. das erste Restaurant in der Straße, in dem moderne Einrichtung nicht gleich großen Geldbeutel bedeutet. Die hohen Decken, großen Fenster und das abgeschlagene, sichtbare Mauerwerk geben den beiden weitläufigen Räumen ein besonderes Flair. Das Menü kostet hier 11,30€, auf der Karte stehen „Salat geräucherter Spezialitäten auf Lollo Rosso mit Dill-Vinaigrette “, “Kastillisches Lamm Especial NINA Madrid mit frittierten Kartoffelwürfelchen im Tontopf“ oder “Tintenfischchen mit ihrer Tinte im Zwiebelbett an mit Lauch gebratenem Reis“ und “Obst nach Jahreszeit”. Auch bei NINA wird hart kalkuliert, die detaillgenauen kunstvollen Namen der Gerichte stehen nicht unbedingt für ausgefeilte Kreativ-Küche, beim wechselnden Mittagsgericht zählt die Masse, im Preis ist auch das Ambiente eingerechnet, für das man gerne zahlt.
Um die Ecke, gleich neben der Glorieta de Bilbao, gibt es das Mombay., ein weiteres Restaurant, in dem die Friteuse verpönt ist und man für die Ästhetik bei der Präsentation der Speisen und die diskrete Einrichtung gerne ein, zwei Euro extra zahlt. Für knapp 13€ kann man hier essen, ein typisches Menü besteht etwa aus „Kürbiscreme mit Parmesanstreifen“ und „Wienerschnitzel neapolitanische Art mit zweifarbigem Püree“. Die Küche bietet eher Traditionelles als Exotisches, jedoch schmackhaft zubereitet und auf eckigen Tellern kunstvoll garniert, so dass auch eine Palometa (Bläuel) aus dem Ofen mit Mangold und Knoblauch einen Hauch von Nouvelle Cuisine erhält. Die Musik dezent im Hintergrund schafft eine entspannte Atmosphäre, im ersten Stock ist das Licht sparsam eingesetzt, das Halbdunkel, so scheint es, dämpft sogar das Tellerklappern.
Zurück in der Calle Malasaña gibt es noch mindestens ein weiteres Lokal, dass sich aus der Masse der Mittagstische hervorhebt. Das Restaurant Xin. zeigt, dass die asiatische Küche in Madrid sich längst vom Chop Suey der typischen China Restaurants entfernt hat und auf hohem Niveau preisgünstig kocht. Das gibt es zunächst eine „Gedämpfte Ravioli Vietnamita“ aus Glasnudelteig, mit Gemüse und Gamba, dann zum Beispiel „Frittierte Vietnam-Röllchen“, die mit Minze in ein Salatblatt eingewickelt werden, anschließend „Gambas Grüner Curry-Sauce“ oder „Bunter Gemüse-Wok“. Das Menü kostet 9,25€, ist allerdings nicht für den ganz großen Hunger geeignet. Auch wechselt die Tageskarte nicht, wie bei den anderen Mittagstischen. In das langgezogene Restaurant kommt kein Tageslicht, doch geben die Wandbeleuchtung sowie die hellen Wände mit wenigen asiatischen Verzierungen dem Raum eine freundliche Atmosphäre.
Die Mittagstour läßt sich im Viertel noch ausweiten, es gilt, die .„Isla del Tesoro“. mit den vegetarischen Gerichten im Schatzsucher Ambiente zu erkunden oder das winzig kleine „Il Regno de Napoli“. mit seinen Nudelgerichten für 10€ in der Calle San Andrés.
Und natürlich sind all diese Restaurants auch am Wochenende und am Abend geöffnet, à la carte ist es en bißchen teurer, doch merkt man das auch bei der Zubereitung. Nun sind es die Gäste aus dem NH Alberto Aguilera und dem neuen Ibis Hotel und die Besucher aus dem Teatro Maravillas, die sich unter die Anwohner mischen und wieder für volle Restaurants und gemischtes Publikum sorgen.
Das NINA nimmt eine Tradition der Mitteleuropäer auf und bietet sonntags für Spätaufsteher von 12:30 bis 17:30 Uhr Brunch an (18€), eine Mischung aus Frühstück, Aperitivo und Mittagessen. Auch für Nachteulen und Spätesser ist hier gesorgt, freitags und samstags schließt die Küche erst um 2 Uhr morgens, im Mombay in der Calle Carranza kann man freitags und samstags immerhin bis 1 Uhr warm essen. Im Allora Qui sind auch abends und am Wochenende die Preise zivil und jedes Gericht hat mindestens eine Zutat, die es zu etwas Besonderem macht, wie der Birnen-Zwiebel Kompott als Beilage zum gratinierten Ziegenkäse, wie der Wodka bei den schwarzen Spaghetti mit Glasaalen und Knoblauchsprossen oder die Mousse aus Foie Gras und Äpfeln beim Enten-Hamburger. Erwähnenswert ist hier auch die Weinkarte, die eine enorme Auswahl zu zivilen Preisen, die weit über die Standartweine der meisten Restaurants hinausgeht.
Allora Qui. Calle Manuela Malasaña, 33. 2004 Madrid. T. 91 593 9386. Raucher Täglich 13:30-16:00 Uhr und 21:00-24:00 NINA. Calle Manuela Malasaña, 10. 2004 Madrid. T. 91 591 0046. Raucher und Nichtraucher Mo-Sa 13:30-16:30 Uhr. So 12:30-17:30 Brunch. So-Do 20:30-1:00 Uhr. Fr-Sa 20:30-23:30 Uhr und 23:30-2:00 Uhr Mombay. Calle Carranza, 3. 2004 Madrid. T. 91 444 0496. Raucher (EG) und Nichtraucher (OG) Täglich 13:00-16:00 Uhr und 20:30-23:30 Uhr. Fr und Sa bis 1:00 Uhr Xin. Calle Manuela Malasaña, 5. 28004 Madrid. T. 91 446 5888. Raucher (bis auf weiteres). Täglich 13:30-16:00 Uhr. Mo-Sa 21:00-24:00 Uhr
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